Ein sehr wichtiger Begriff im Omni-Channel-Handel ist das Supply Chain Management. 117 Bezüglich der Erklärung des Begriffs Supply Chain Management (SCM) wird in der Literatur sehr stark diskutiert. In dieser Arbeit wird eine allgemeine Erklärung vorgestellt, die zum Verständnis der Thematik ausreichend ist. Grob betrachtet ist das Supply Chain Management das Lieferkettenmanagement.118 Ähnlich hat es auch Liebmann und Zentes (2001) in Anlehnung an Kotzab (1997) beschrieben.119 „Das Supply Chain Management steht für einen unternehmensübergreifenden Ansatz der Planung und Durchführung des Materialflusses unter Berücksichtigung von Lagerbestandsreduktionen im gesamten Kanal.“

Der Grund warum Supply Chain Management immer mehr an Bedeutung gewinnt, sind die sich ständig ändernden Marktanforderungen. Eine reine Optimierung der unternehmensinternen Abläufe ist nicht genug. Diese müssen um die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit erweitert werden.120 Zu den Punkten, die das Supply Chain Management managt gehört unter anderem die Planung, Steuerung und Überwachung der gesamten Wertschöpfungsnetzwerke. Wichtig ist durch das SCM eine Integration der Koordination von Zulieferern, Produzenten, Handel und Logistik zu schaffen. Durch eine nahtlose Integration der erwähnten Komponenten ist es möglich dem Endverbraucher einen effizienten auf den Bedarf angepassten Handel zu bieten.

Abbildung 20 – Die drei Flüsse des SCM

SCM ist ein Managementansatz bei dem es in erster Linie um die Verknüpfung von unternehmensinternen sowie unternehmensexternen Aktivitäten zur Versorgung, Entsorgung und Recycling, sowie die damit verbundenen Geld- und Informationsflüsse geht (Abbildung 20).123 Die Aufgaben des SCMs ist die Kontrolle der Prozesse innerhalb des Unternehmens, die das sogenannte unternehmungsinterne Supply Chain, sowie die Verbindung dieser Prozesse mit den Partnern also das netzwerkgerichtete Supply Chain beinhalten. Allgemein ist es die Einbindung des Lieferanten und der Kunden in die Logistik des Unternehmens. Eine sogenannte überbetriebliche Integration dieser Schlüsselfiguren in die unternehmensinternen Prozesse, damit diese sich reibungslos verstehen und kommunizieren. Dies geschieht auf operativer sowie strategischer Ebene. So werden die wichtigen Logistik-Prozesse, wie Beschaffung, Produktion, Lagerung und Transport durch die Lieferanten und Kunden, mit Funktionen wie Marketing, Service und Produktentwicklung erweitert. Das SCM beschäftigt sich neben den traditionellen Logistik Aufgaben mit dem Kundenservice, Marketing, Lieferantenintegration, Kundenintegration, Auftragsabwicklung und weiteren Prozessen.124 Dies sind die wichtigsten Erweiterungen durch das SCM. Für diese Interaktion untereinander sind die Informations- und Geldflüsse von sehr großer Bedeutung. Um den SCM Ansatz zu verstehen, ist zunächst die Erklärung des Begriffs Supply Chain wichtig. Bei dem Supply Chain handelt es sich in erster Linie um die Lieferkette. Hierbei wird das ganze aus einer prozessorientierten Sicht betrachtet (Abbildung 21). Das Supply Chain folgt durch die prozessorientierte Sicht dem Fluss von Leistungsobjekten, wie Material, Information und Finanzmittel. Dies läuft in einem Netzwerk der am Leistungsprozessbeteiligten Unternehmen ab, dem sogenannten „Supply Net“ oder auch Wertschöpfungsnetzwerk (strukturelle Sicht) (Abbildung 22).

Abbildung 21 – Beispiel einer Supply-Chain

Also ist das Supply Chain der Fluss unter Verwendung von einem Netzwerk von Wertschöpfungspartnern der Leistungsobjekte, der sich vom Lieferanten bis zum Endverbraucher streckt.

Abbildung 22 – Beispiel eines Wertschöpfungsnetzes (strukturelle Sicht)

Neben der Auslieferung übernimmt das Supply Chain ebenfalls die Dokumentation, die stattfindet, sowie die Serviceleistungen, die beim Endkunden vorgenommen werden. So zeigt das Supply Chain alle Beteiligten sowie die logistischen Prozesse von Anfang bis Ende. Dabei ist es unternehmensübergreifend und beinhaltet die Entwicklungs-, Beschaffungs-, Produktions- und Distributionsprozesse. Die Koordination dieser Tätigkeiten laufen über ein Informationssystem, das für jeden Prozessbeteiligten zugänglich ist.128 Das Management beim SCM ist dafür zuständig die erwähnten Tätigkeiten sowie Prozesse zweckgerichtet zu schaffen sowie zu managen oder erhalten. Ziel des SCM ist ebenfalls die Schaffung von langfristiger und partnerschaftlicher Win-Win Beziehungen, die zur Optimierung des Supply Chains führen. Das Supply Chain Management ist ein wichtiger Bestandteil des Omni-Channels-Handels, da die Ziele des SCM mit den Zielen des Omni-Channel-Handels harmonisieren. Das Ziel des SCM ist es, ein optimales Verhältnis zwischen Kosten und Gewinn zu schaffen, um dem Kunden einen Nutzen zu bringen. Dabei gehören die Geschwindigkeit, die Effizienz, sowie die Kundenorientierung, Prozessorientierung und ganzheitliche Betrachtung zu den wenigen Aspekten, die das Ziel des SCM widerspiegeln.129 Das bedeutet, die Schaffung einer integrierten voneinander wissenden Wertschöpfungskette. Das SCM schafft einen reibungslosen kundenorientierten Fluss der benötigten Objekte, wie die Güter-, Informationen-, Rechts-, und Finanzflüsse.

Neben der Hauptfunktion des SCM ist es wichtig Strategien und Funktionen wie Efficient Consumer Response (ECR) und Electronic Data Interchange (EDI), die zum SCM gehören, zu kennen, da diese Funktionen im Bereich Omni-Channel-Handel eine große Bedeutung haben können.

• Efficient Consumer Response (ECR)

Bei ECR handelt es sich um ein Konzept innerhalb des SCM. Wichtig ist zu wissen, dass der Fokus beim ECR-Konzept auf den unternehmensübergreifenden Optimierungspotenzialen liegt. Ziel hierbei ist die Gestaltung und Steuerung von Wertschöpfungsketten/Supply Chains.131 Grundbedingung ist die strategische Partnerschaft bzw. Wertschöpfungspartnerschaft innerhalb der Wertschöpfungskette. Ziel des ganzen ECR-Konzeptes ist die Befriedigung der Konsumentenbedürfnisse und eine kontinuierliche Verfügbarkeit der Waren. Dazu gehören auch die effiziente Verkaufsförderungspolitik, eine effiziente Sortimentsgestaltung am POS und eine durchdachte Einführung von neuen Produkten.132 Somit ist das Ziel des ECR die Kundenbedürfnisse bei der Gestaltung des Supply Chains zu berücksichtigen und ebenfalls einen Nutzen für Jeden, der am Supply Chain beteiligt ist, zu schaffen.133 So ist eine Kooperation und Kommunikation zwischen den Wertschöpfungspartnern ausschlaggebend. Um eine Synergie zu schaffen, ist es wichtig, relevante Informationen für alle Partner zugänglich zu machen, also eine „Kooperationskultur“ zu schaffen.134 Resultat von dem ganzen ECR-Konzept sollte für alle Beteiligten eine „Win-Win-Situation“ sein.

• Electronic Data Interchange (EDI)

Bei der EDI handelt es sich um die offene elektronische Kommunikation zwischen den im Supply Chain beteiligten Akteuren, wie Lieferant, Hersteller und Einzelhandel. Diese Kommunikation dient zur Übertragung von Geschäfts- und Transaktionsdaten zwischen diesen Akteuren. Somit ist das EDI unternehmensübergreifend. 136 Hierbei ist zu beachten, dass diese Technologie auch über das Internet realisierbar ist. So ist der Bezug zu Online-Diensten und dem gesamten Internet möglich. Diese Art des Electronic Data Interchange wird auch oft WEB-EDI genannt. So wird die Kommunikation zwischen den Unternehmen durch das WWW also das World Wide Web realisiert.137 Um eine reibungslose Kommunikation zu gewährleisten, ist zu beachten, dass die Standards, die für die jeweilige Branche vorgeschrieben sind, eingehalten werden. Zu den international anerkannten und wichtigsten EDIDatenstandards gehört das UN/EDIFACT („United Nations Rules for Electronic Data Interchange for Administration, Commerce and Transport“).138 In der folgenden Tabelle kann man die operativen und strategischen Effekte des EDI ablesen. EDI-Systeme steigern bei Einsatz die Effizienz der informatorischen Vernetzung der Partner.

Tabelle 1 – Operative und strategische Effekte des EDI-Einsatzes